Tanzen als Leidenschaft

von Victoria Schäfer (MSS 11)


Wer hätte gewusst, dass unser Schulleiter neben seinem sehr zeitintensiven und verantwortungsvollen Beruf leidenschaftlich und dazu überaus erfolgreich zusammen mit seiner Ehefrau tanzt? Im Interview erzählt er von seinen Beweggründen und zeigt dabei, wie sehr ihm das Tanzen am Herzen liegt.


Begeisterung für den Paartanz 

Herr Frölich, bereits in den 1980er Jahren nahmen Sie zusammen mit Ihrer Ehefrau an Turnieren teil, woraufhin im Jahr 2012 der Wiedereinstieg in den Tanzsport im Tanz Club Rot-Weiß Kaiserslautern folgte. Was begeistert Sie am Tanzen und warum gerade der Paartanz?

Zunächst einmal liebe ich es, zusammen mit meiner Frau ganz viel tolle Zeit auf der Tanzfläche zu verbringen oder mit ihr auch auf Turniere zu fahren. Es ist also jedes Mal ein gemeinsames Erlebnis. Weiterhin ist das Tanzen besonders ganzheitlich, da man sich nicht nur körperlich bewegt, sondern geistig unglaublich gefordert wird und zugleich versucht, Musik in sich aufzunehmen, in Bewegung umzusetzen und damit Zuschauern Freude zu bereiten. Faszinierend ist auch, dass jeder Zuwachs an Wissen es ermöglicht, sich Feinheiten innerhalb einer Figur zum Beispiel selbst zu erschließen und damit seinen Horizont zu erweitern – ähnlich wie bei der Mathematik.  Die sozialen Kontakte im Verein sind darüber hinaus das Sahnehäubchen.

Diese Begeisterung ist wahrscheinlich ein Grund, warum Sie im Jahr 2017 in die höchstmögliche Klasse, die S-Klasse, aufgestiegen sind und seit 2012 fünf Landesmeistertitel, eine Silbermedaille und vier Bronzemedaillen errungen haben. Wie sind solche Erfolge zu begründen?

Das Trainieren spielt natürlich eine entscheidende Rolle, was drei bis vier Mal in der Woche geschieht. Auch haben wir sehr gute Trainer im Verein, die uns maßgeblich unterstützen. Oft sind wir aber selbst vom Weiterkommen überrascht, weshalb Glück sicherlich auch dazugehört. Denn je höher man kommt, desto schwieriger wird es, sich gegen professionelle Tänzer zu behaupten, wobei man gerade von solchen Menschen ausgesprochen viel lernen kann.  

Weiterkommen bei Turnieren

Und worauf kommt es beim Weiterkommen an?  

In der Regel gibt es fünf Wertungsrichter, bei deutschen Meisterschaften oder Ranglistenturnieren sieben bis neun und bei Weltranglistenturnieren elf bis dreizehn.
Diese schreiben die Startnummern derjenigen Paare auf, welche sich ihrer Meinung nach in die nächste Runde qualifiziert haben. Eine bestimmte Anzahl an Paaren, die sich je nach Größe der Meisterschaft unterscheidet und die meisten Kreuze gesammelt hat, kommt schließlich weiter. Die wichtigsten Kriterien sind hierbei Takt, Rhythmus, Musikalität und Performance.

Können Sie Ihre eigene Leistung vor der Entscheidung meist gut einschätzen oder ist oft auch Aufregung im Spiel? 

Bei kleineren Turnieren kennt man sich relativ gut und kann entsprechend abschätzen, ob man weiterkommen wird oder nicht. Ein Blick in die deutschlandweite Rangliste informiert außerdem über die Erfolge der in einem Turnier antretenden Paare, sodass man sich schon vorher einen Eindruck bilden kann. Bei größeren Turnieren hingegen ist die Einschätzung etwas schwieriger und man ist zweifellos aufgeregter. Aber genau dies macht es häufig auch so spannend, da z.B ein deutsches Meisterpaar auf einmal neben uns auf der Tanzfläche stehen kann und wir die Möglichkeit bekommen, uns mit solchen Menschen zu messen.

Ist Ihnen von den insgesamt 106 Turnieren, wovon 42 bemerkenswerterweise erstplatziert sind, ein Turnier besonders in Erinnerung geblieben?

Wenn man Sport betreibt, gibt es immer unvergessliche Highlights. Ein solches Highlight für uns war z.B. das Weltranglistenturnier im Ballsaal des Wiener Rathauses. Die Musik, die Paare und die Atmosphäre waren einfach großartig und beflügelnd. 


Zeitmanagement, Talent und Übung 

Wie gelingt es Ihnen neben Ihrer Tätigkeit als Schulleiter, die ein nicht zu unterschätzendes Zeitpensum und ein sehr hohes Maß an Verantwortung erfordert, so viel Zeit und Herzblut in das Tanzen einfließen zu lassen?

Manchmal wird es schon knapp. Ich versuche mir aber trotz meiner Aufgabe hier an der Schule einen gewissen Freiraum zu schaffen. Sobald ich am Abend zu tanzen anfange, fühlt es sich für mich wie Erholung an. Ich vergesse beim Tanzen nämlich all den Ärger, all den Stress, alles, was während des Tages auf mich einprasselt. Es ist sogar ein derartiger Ausgleich, dass ich neue Power und Energie für den Job gewinne. Auch meine Frau muss wegen meines Jobs unglaublich flexibel sein, aber die gemeinsame Zeit beim Tanzen kann uns keiner nehmen. Genau dies macht einfach unglaublich viel Freude.   
 
Würden Sie sagen, dass Talent oder hauptsächlich Übung den Unterschied ausmacht?

Ich denke, man kann Spitzensport nur dann betreiben, wenn man einen Schuss Talent besitzt – ohne dieses geht es nicht. Denn wer kein Rhythmus- und Taktgefühl und vor allem keinen Spaß an Bewegung hat, wird selbst merken, dass es nicht das Richtige ist. Fleiß, Ausdauer und der absolute Wille, wenn nicht sogar Besessenheit, sind aber genauso wichtig und elementar. Man muss zudem mit einem bestimmten Grad an Frust umgehen können und eine starke Gesundheit haben. Dies ist abgesehen von der Pandemie der Grund, warum wir die letzten beiden Jahre an keinen Turnieren teilnehmen konnten.  Wenn alles gut läuft, werden wir das dieses Jahr aber ändern und wieder einsteigen.   

Dabei wünsche ich Ihnen ganz viel Erfolg und Freude! Vielen herzlichen Dank!

Copyright für die Fotos: Tanzsport-Foto Bayer