Was ist eigentlich Feminismus?
von Sophie Jacob (MSS 11)
Feminismus hört man heute an beinahe jeder Ecke, aber nur wenige wissen, was das allgemein bedeutet. Der Begriff Feminismus steht für die politische und gesellschaftliche Theorie zur Aufhebung von Geschlechterhierarchien oder Geschlechterdifferenzen. Hierbei gibt es jedoch keine einheitliche Theorie, sondern viele verschiedene Ansätze und Strömungen.
Es werden historisch drei Wellen der Frauenbewegung unterschieden. Die erste startete 1791 in Frankreich die letzte ist weltweit verbreitet und dauert bis heute an. 1960 erreichte die neue Frauenbewegung Deutschland. Heute kämpfen „Feministen“ um Rechte für generell Benachteiligte, die zum Beispiel Minderheiten angehören. Dieser Kampf bezieht sich auf die Gleichberechtigung aller, wie zum Beispiel zum Thema Sexualität, Körper, Religion und Herkunft.
Einsatz für generelle Gleichberechtigung
Im Feminismus beharrt man vor allem auf genereller Gleichberechtigung, die zwar im Gesetz verankert ist, jedoch zu wenig umgesetzt wird. Feminismus sei ebenfalls kaum Thema in der Politik und eine eventuelle Bedrohung durch Rechtspopulisten ist in der heutigen Zeit eine große Gefahr für die Bewegung. Diese geht vor allem gegen die immer weiter wachsende sexueller Gewalt sowie gegen Sexismus und Rassismus vor, was sich leider als große gesellschaftliche Herausforderung darstellt. Ein weiterer Punkt ist die geringe Zahl von Frauen in Führungspositionen und das anhaltende Rollenbild bei Kindern.
Wichtig ist aber: Feminist ist nicht gleich Feminist, Streitigkeiten zwischen verschiedenen feministischen Strömungen sind durchaus möglich, da diese sich in ihren Meinungen und Ansätzen unterscheiden können. Einig sind sie sich jedoch in bestimmten Aspekten alle: Es soll Gleichheit zwischen den Menschen geben, die alle Freiheit, Rechte und Möglichkeiten erhalten. Eine Unterscheidung sollte man vor allem zwischen dem modernen Feminismus und den sogenannten „Hardcore-Feministen“ treffen, welche nur eine Minderheit im Feminismus darstellen.
Historische Entwicklungen
Eine Vorreiterin im Kampf um Gleichberechtigung war die französische Revolutionärin Olympe de Gouges, welche von 1748 bis 1793 lebte. Sie verfasste 1791 die „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ als eine Antwort auf die „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“ von 1789. Sie kritisierte hierbei die fehlende Berücksichtigung der Frau und schrieb: „Die Frau ist frei geboren und bleibt dem Manne gleich in allen Rechten.“
Die wohl bekannteste Feministin Deutschlands ist Alice Schwarzer. 1977 gab sie erstmals die feministische Zeitschrift „Emma“ heraus. Zuvor veröffentlichte sie den Bestseller „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen“. In ihrem Buch forderte sie freie Sexualität ohne Machtverhältnisse. Eine weitere wichtige Feministin unserer Zeit ist Laurie Penny. Die britische Journalistin kritisierte in ihren Werken „Fleischmarkt“ und „Unsagbare Dinge“ die Kontrolle des Frauenkörpers, die Vorstellung von romantischer Liebe und die sexuelle Unterdrückung der Frau.
Vorurteile gegenüber Feministen
„Feministen sind Männerhasser“ oder „Feminismus ist Frauensache“. Vorurteilen wie diesen begegnet man immer wieder. Grundlegend ist jedoch festzuhalten, dass Feminismus alle mit einschließt und sich nicht gegen eine bestimmte Gruppe, hier Männer, wendet. Feminismus steht grundlegend für den Kampf um mehr Gleichberechtigung auf sozialer, wirtschaftlicher und politischer Ebene. Hierzu wird die Unterstützung aller benötigt, da Änderung nicht nur durch die Hälfte der Gesellschaft geschaffen werden kann.
Oft zu hören ist auch, der Feminismus werde nicht mehr gebraucht. Dagegen spielt jedoch der Fakt, dass Frauen in Deutschland rund 21% weniger verdienen als Männer, ein Mangel an weiblichen Führungspositionen herrscht und Ungleichheit oft gar nicht wahrgenommen wird. Frauen sind leider immer noch zu oft Opfer von sexueller Gewalt und Sexismus. Auch in der Politik wird Feminismus nicht mehr gebraucht. Männliche Politiker, die den Großteil der weltweiten Regierungen ausmachen, schränken immer mehr die Rechte der reproduktiven Gewalt ein.
Wunsch nach Verbesserung sozialer Strukturen
Die eigentliche feministische Idee ist den Gegnern des Feminismus oft nicht klar. Feministen kämpfen eben nicht nur für die Rechte der Frau, sondern um eine Verbesserung der aktuellen gesellschaftlichen Strukturen. Unterschiede in Möglichkeiten und Freiheiten sollen also ausgeglichen werden. Mit der Frauenbewegung soll ein Ausweg aus der patriarchalen und männlich geprägten Gesellschaft gefunden werden. Feminismus soll keinen ausschließen, da Menschen in allen sozialen Schichten Diskriminierung erfahren, gegen welche vorgegangen werden sollte.
Der Feminismus beschäftigt sich im Hinblick auf Frauen vor allem mit der fehlenden Entscheidungsfreiheit über den eigenen Körper und seiner damit verbundenen Sexualisierung, die heute oft als normal angesehen wird, sowie mit falschen und gefährlichen Körperbildern. Auch die Gender Pay Gap ist ein wichtiges Thema; hierbei geht es um die Unterschiede in der Bezahlung von Männern und Frauen, die weltweit zu sehen sind. Aber auch das veraltete Rollenbild der Frau, was ihren Beruf angeht, ist immer noch zu fest verankert. Viele sehen die Frau noch immer in der Küche, im Haushalt und bei den Kindern, wodurch ihr oft schon durch diesen Gedanken die Chance zu Erfolg in Firmen, aber auch allgemein in der Gesellschaft verwehrt bleibt.
Zusammenfassend brauchen wir den Feminismus heute immer noch weltweit, um eine politische und soziale Gleichstellung aller Geschlechter und Minderheiten zu schaffen. Nur wenn ein Anfang gemacht wird, der mit seiner Idee und seinen Ansichten verbreitet wird, kann diese Gesellschaft fortbestehen.